Das Jahr 2020, wie soll man es auch anders sagen, war sehr durchwachsen. Für die meisten von uns hat 2020 so spektakulär angefangen, wie ein jedes Jahr zuvor auch. Schon schnell war jedoch klar, dass das Jahr etwas ganz „Besonderes“ für uns geplant hatte.
(Triggerwarning: Lebensende)
Da ich meinen Geburtstag schon im ersten Monat des Kalenders feiere, freue ich mich schon ab Weihnachten richtig darauf. Das dritte Jahr in Folge bin ich ins Warme verreist, mein jährliches Geschenk an mich selbst. Dies war auch die letzte Reise, die ich 2020 tätigen sollte. Ab März war dann alles anders, der erste Lockdown, Ungewissheit und viele zerplatzte Träume.
Meinen Job am Kreuzfahrschiff musste ich zwei Wochen vor Aufstieg kurzerhand an den Nagel hängen. Dankbarkeit, über die Möglichkeit in dieser Krise einen fixen Arbeitsplatz zu haben, überkam mich, als ich auch in meinem Bekanntenkreis merkte, dass es wirklich ein Privileg war, einen sicheren Job zu haben. Jedoch war ich sehr gekränkt, dass mir mein Traum genommen wurde. Und das eigentlich nicht von Corona.
Viele Ängste und Zweifel waren plötzlich so präsent wie noch nie, für meine Mitmenschen und auch für mich. Das Gefühl des Alleinseins überkam mich öfter als sonst, in diesen Momenten merkte man erst, wie wichtig Sozialkontakte für ein positives Lebensgefühl sind.
Die einzigen Kontakte, die ich im ersten Lockdown hatte, waren meine ArbeitskollegInnen, zu denen ich aber genauso Abstand halten musste, wie es in allen Situationen gepredigt wurde, oder auch noch wird. Natürlich kann man in einer Notfallsituation, wie wir es auf einer Intensivstation oft haben, den Abstand nicht einhalten. Und durch das neue Ungewisse, fühlte man sich danach irgendwie komisch. War ich zu nah dran? Passiert mir jetzt etwas? Was, wenn sie/er positiv ohne Symptome ist?
Diese Gefühle legten sich jedoch schnell, vor allem als man erkannte, dass die Zahlen wieder zu sinken beginnen. Langsam öffneten die Geschäfte und Lokale wieder und man versuchte vorsichtig wieder in ein „normales“ Leben zu starten.
Mitte des Jahres war es teilweise auch möglich, in den Urlaub zu fahren. Ich selbst habe mir diesmal jedoch keine Auszeit in einem unserer Nachbarländer gegönnt. Im Nachhinein bin ich jedoch traurig darüber. Das einzige, auf das ich mich immer mit größter Vorfreude gestürzt habe, habe ich ausgelassen. Aus Angst, jemanden zu Hause anzustecken. Und dann die Frage an mich selbst: „Hat es dir gut getan?“ – Nein, eindeutig nicht. Wenn einem die Träume nach und nach vor der Nase platzen und man nichts dagegen tut, um aus der Negativitätsspirale zu entkommen, kann dies sehr auf die eigene Psyche spielen. Noch nie war in Österreich die Nachfrage nach psychologischer Unterstützung per Telefon über beispielsweise Krisentelefone höher. Noch nie habe ich von so vielen Suiziden im näheren Bekanntenkreis gehört. Noch nie habe ich meine näheren „Lieben“ so offen übers Sterben reden hören.
Bevor 2020 kam, konnte man sich nicht vorstellen, was es heißt, wie schön es ist, spontan etwas zu Unternehmen. Niemals habe ich mir Gedanken gemacht, wenn jemand in der Straßenbahn neben mir hustet oder niest. Heute dreht sich das ganze Abteil nach einem um.
2020, du warst echt nicht toll. 2020, hat das wirklich sein müssen?
Es ist sehr schwer für mich, wirkliche positive Aspekte aus dem Jahr 2020 herauszuholen. Leider ist es häufig so, dass einem die negativen Gedanken viel präsenter vorkommen, da sie es schaffen, positive Erlebnisse sehr schnell zu verdrängen. Daher kommt es uns auch so vor, als ob alles schief gehen würde, als ob es nur bergab, anstatt bergauf, gehen würde.
Deshalb habe ich vor ein paar Tagen begonnen, mir jeden Tag drei Dinge aufzuschreiben, für die ich dankbar bin. Zuvor hätte ich mir nie gedacht, dass es auch an schlechten Tagen wirklich viele gute Dinge gibt! Dazu nehme ich mir einen einfachen Notizblock zur Hand, in dem ich auch mein Journal schreibe, und schreibe mir jeden Tag drei Momente auf, die mich glücklich machen. Solltest du dabei Unterstützung haben wollen, melde dich doch gerne bei mir.
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